Hier geht es heute um Kinderträume, d.h., vom kindlichen Schlafverhalten bis hin zur Frage "Wie habe ich mir das Leben mit Kind erträumt?" darf alles dabei sein. Let's go. Ich fange hinten an.
Wie erträumt man sich denn ein Leben mit Kind?
In der Schwangerschaft träumt man sich sein Leben zu dritt in erster Linie zartrosa bzw. hellblau. Man guckt sich seelig lächelnde Neueltern in irgendwelchen Babyzeitungen an, streichelt gedankenverloren über den eigenen dicken Bauch und richtet zu Hause die deLuxe-Wickelkommode für das große Geschäftchen vom Kindchen ein, was nicht stinken, sondern nach Vanillekekschen riechen wird...
Der erste Traum, der platzt, tut das gleichzeitig mit der Fruchtblase: Geburtsschmerzen sind schöne Schmerzen und es wird schon nicht so weh tun. Schließlich bekommen ja manche Mütter mehr als ein Kind. Ja, ihr Lieben, Mütter sind ja auch die stärksten Menschen der Welt, die den Fuß küssen, der sie eben versehentlich mit voller Wucht in die Milchfabrik getreten hat, die ihr laufmüdes Kleinkind wegen vergessenen Wagens durch die ganze Stadt tragen und die aus Cornflakeskrümeln lustige Gesichter legen können, um dem Spross ein Lächeln zu zaubern. Frei nach Chuck Norris sind es bei mir die Mütter, die nicht den Honig essen, sondern Bienen kauen, wenn es denn sein muss. So ein Bienenkauer kann die Wehwehchen, die Schwangerschaft und Geburt so mit sich bringen, auch locker ein zweites Mal verkraften.
Schon Wochen vor der Geburt, wenn die rosa-hellblau-Phase so langsam von der Angst um den Nachtschlaf abgelöst wird, kauft sich die besorgte Mama das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" und dazu einen Pucksack, denn gepuckte Babys sind laut Dr. Harvey glückliche (schlafende) Babys. [Wer nicht weiß, was "pucken" ist: eine bestimmte (Tuch-)Wickeltechnik für Säuglinge, damit sie sich in die Enge der Gebärmutter zurückversetzt fühlen und nicht von ihren umherschlagenden Ärmchen am Einschlafen gehindert werden. Sieht ein bisschen mumien-like aus und ich stelle es mir nicht wirklich angenehm vor...] Man liest über 3-Monats-Koliken und sich-nicht-beruhigen-lassende Winzlinge, die man zu "Guten Abend, gut' Nacht" unermüdlich im Mondenschein durch den Flur tragen wird und bekommt es mit der nackten Angst zu tun. Wann werde ich wieder schlafen können? Werde ich überhaupt je wieder schlafen können? Wie soll ich jemals wieder arbeiten gehen?!
So eine kräftige Hormonüberdosis, wie man sie in der Bauchzeit abbekommt, kann neben der allseits bekannten Stilldemenz auch noch andere wirre Gedanken mit sich bringen. Je gewaltiger der Bauchumfang, desto gewaltiger auch die Zweifel, ob man der Aufgabe überhaupt gewachsen ist. Und überhaupt, wie hält man so ein zerbrechliches Wesen eigentlich? Hilfe! Plötzlich wird einem bewusst, dass es viel zu viele Dinge gibt, die man gar nicht weiß und die einem auch keine Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs sagen wird. Was tun, wenn es weint? Was tun, wenn es nicht schläft? Was tun, wenn es nicht trinken/essen will? Was tun, wenn es zum ersten Mal mit einer Schürfwunde nach Hause kommt oder eine Ecke vom Zahn fehlt? Was tun, wenn der erste Herzschmerz mit einer Heftigkeit hereinbricht, dass Mama sich in die 90er Jahre und die eigene erste Liebe zurückversetzt fühlt? WAS TUN, WENN...?! Die Tragweite dieser Zellenverschmelzung vor ein paar Monaten nimmt auf ein Mal konkret fetale Formen an, strampelt gegen die Bauchdecke und lutscht unschuldig am Daumen. Aus der Frau wird irgendwann im Laufe dieser 9 Monate eine Mutter, aus dem Paar werden Eltern. Für jede Scheibe Wurst, die man über die Theke reicht, muss man sich 3 Jahre ausbilden lassen, aber Kinder darf man einfach so bekommen?! Kein Führerschein? Kein Eignungszeugnis mit den Fächern Babypflege, frühkindliche Kommunikation und Zeitmanagement? Obwohl es bei manchen Eltern sicher angebracht wäre, möchte ich mal Entwarnung geben. Alle, die schon Mama sind, können das sicher aus eigener Erfahrung bestätigen.
Alle Zweifel, alle Ängste, alle Sorgen platzen in dem Moment, in dem du dein Kind zum ersten Mal im Arm hast.
Während irgendwelche namensbeschilderten Menschen im Kittel mit Nadel und Faden kommen, sitzt du schon mit Baby in einer großen, im Sonnenlicht bunt schillernden Seifenblase und (er-)lebst deinen Traum, kannst ihn sehen, riechen, fühlen. Scheiß auf die Nadel. Uns kann keiner was!
Die Natur hat das in den meisten Fällen so eingerichtet, dass eine Mama instinktiv weiß, wo sie anfassen, wo sie das Aua küssen und was sie sagen muss. Auch ist ja Schreien nicht gleich Schreien. Manchmal können zwar auch Eltern nur am Glücksrad "Hunger - Windel - Zähne" drehen und hoffen, das Richtige zu treffen, aber meistens hört man, ob das knurrende Loch im Babybauch oder eine kleine weiße Spitze im Zahnfleisch Auslöser für die Krokodilstränchen ist. Für Fälle, in denen man es nicht weiß, gibt es 3 wichtige Telefonnummern, die man zur Hand haben sollte:
Oma, Kinderarzt, Giftnotruf.
Um den Bogen zum Anfang zu spannen - den Pucksack in Verbindung mit dem Harvey-Buch haben wir nie benutzt. Fiona schlief von Anfang an immer und überall und vor allem nachts. Sicher haben ein paar gutgelaunte Hormone die ganz normalen Nichtschlafphasen der ersten paar Wochen überschattet, an die ich mich, was das Schlafverhalten angeht, nicht mehr so genau erinnern kann, aber als sie 6 Wochen alt war, lag sie im Babybay-Bettchen (das mit Rollen gleichzeitig als Stubenwagen funktioniert) neben uns und der Couch. Kurz vor Mitternacht, also als ich sowieso noch wach war und dann schlafen gehen wollte, gab es die letzte Milch und dann hat sie geschlafen bis in die frühen Morgenstunden. Ich erinnere mich daran, dass ich sie ohne aufzustehen in's große Bett rübergeholt habe und wir dort bis 10 liegen geblieben sind und gekuschelt haben. Wahrscheinlich wäre das nächtliche Stillen anstrengender gewesen, wenn ich jedes Mal hätte aufstehen müssen. Durch das Beistellbett konnte ich Baby Fiona wie gesagt rüberziehen und schlafend wieder zurück schieben. Das Ding war seinen (horrenden) Preis tatsächlich wert! Ansonsten ist das Meiste, was einer werdenden Mutter als unverzichtbares Utensil angepriesen wird, nichts als Geldmacherei. Die Babyindustrie lebt zum Teil von der (Achtung, Band) Ersten Allgemeinen Verunsicherung ^^ Mittlerweile weiß ich auch, warum alle sagen, beim Zweiten ist man entspannter. Nicht nur, weil man alles schon mal durchgemacht hat, sondern vor allem, weil man weiß, was man bzw. das Baby wirklich braucht und was eben nicht. In erster Linie sind das: Selbstvertrauen, Wärme, zartrosa Liebe und hellblaue Geborgenheit. Womit wir wieder beim Anfang wären.
Ich habe von unserem Babymädchen zwar in zartrosa geträumt
Unser Glück misst 96cm, hat zwei große Schneidezähne, schmeckt nach Bärchenwurst, Sahnebonbons oder Flutschfinger-Eis und es bleibt an uns kleben :)
P.S. Zum momentanen Schlafverhalten mit gut zweieinhalb Jahren sei nur soviel gesagt:
"Mama, ich will heute in Papas Bett."
- "Aber du hast doch so ein schönes Bett. Schlaf mal ruhig hier."
"Nein, ich könnte ruhig in Papas Bett schlafen, habe ich gedacht..."